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Bewegung auf den Feldern und Wiesen im Weserbergland

Sobald die Felder im Frühjahr wieder befahrbar sind, werden die landwirtschaftlichen Flächen für die Aussaat vorbereitet, Dünger wird ausgebraucht, Rüben werden gesät und das Grünland wird bearbeitet. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen, die wir vor Ostern schon genießen konnten, nimmt der Stoffwechsel der Pflanzen nach dem Winter wieder zu, sie beginnen zu wachsen und im Weserbergland wird es strahlend frisch grün auf den Feldern und Wiesen.
Regulär sind die Landwirtinnen und Landwirte in dieser Jahreszeit damit beschäftigt, die Felder zu Düngen, da die Pflanzen in diesem frühen Wachstumsstadium nur kurze Wurzeln haben und den Dünger als Wachstumshilfe benötigen. In einem bekannten Lied heißt es: „Im Märzen der Bauer die Rösslein angespannt, er setzt seine Felder und Wiesen in Stand“, zwar wird die Arbeit heute nicht mehr mit den Rösslein, also den Pferden betrieben, trotzdem hat sich an der Arbeit wenig verändert. Im Frühjahr müssen die Wiesen in Stand gesetzt werden. Durch den Winter und den Schnee müssen die Landwirtinnen und Landwirte im Frühjahr schauen, in welchem Zustand sich die Wiesen befinden, ob Löcher oder andere Schäden durch den Frost entstanden sind, die repariert werden wollen. Im Landkreis Schaumburg werden insgesamt etwa 4700 Hektar Grünland bewirtschaftet. Die für die Region typischen Gradienten der Bewirtschaftung fangen mit der Intensivlandwirtschaft an über eine mittelstarke bis hin zu einer extensiven Bewirtschaftung, teilweise auch in Naturschutzgebieten.
Intensivlandwirtschaft bedeutet, dass das Grünland beispielsweise dreimal im Jahr gemäht und gedüngt wird. Gedüngt wird das Grünland durch das sogenannte Schlitzverfahren. Bei diesem Verfahren schneidet eine Scheibe den Boden auf und drückt ihn v-förmig auseinander. In diesen Schlitz wird Gülle ein bis fünf Centimeter tief eingebracht. Die Ammoniakverluste sind hier sehr gering und die Nährstoffausbeute sehr effizient, da der Dünger direkt an die Wurzeln der Pflanzen gebracht wird. Große Maschinen und riesige Güllefässer sind bei dieser Arbeit nicht gleichbedeutend mit riesigen Güllemengen die ausgebracht werden, sondern je teurer und moderner die Maschinen sind, umso exakter ist zumeist die Verteilung der Gülle und die Austragungsmenge. Bei der extensiven Bewirtschaftungsform hingegen darf kein Dünger ausgebracht werden, da diese Flächen vorrangig zum Schutz sehr empfindlicher Arten dienen. Mindestes einmal im Sommerhalbjahr müssen diese Flächen beweidet werden. Insgesamt werden über 700 Hektar im Kreis Schaumburg extensiv genutzt.


Eine Studie der Technischen Universität München (TUM) zeigt, dass durch die unterschiedlichen Formen der Bewirtschaftung von Grünland innerhalb einer Region sowohl mehr Ertrag erzielt werden kann, ohne dass Insektenarten dadurch verloren gehen. Ein ebenfalls wichtiger Aspekt, der für die Landwirtschaft eine ganz entscheidende Rolle in der Grünlandpflege ausmacht ist die zunehmende Diskussion um heimische Eiweißträger als Futtermittel für Nutztiere in Deutschland. Die momentan explodierenden Kosten für Sojaschrot und die diffizile Diskussion über gentechnisch veränderte Ware lässt vor allem Milcherzeuger ein schärferes Augenmerk auf eine Eiweißversorgung aus Grasprodukten werfen. Hierfür ist eine sorgfältig den Erfordernissen angepasst Grünlandpflege bzw. -reparatur zu Vegetationsbeginn essentiell, um die Leistungsfähigkeit und Homogenität als Grundlage für die regionale Grundfutterproduktion zu gewährleisten. Grün wird es immer. Entscheidend ist aber, dass die Ertrag und Qualität liefernden Futterpflanzen nach dem Winter wieder etabliert werden können.
„Zu der Bearbeitung gehört es, die Wiesen abzuschleppen und zu striegeln, um Luft in die Grasnarbe zu bringen.
Es gehört genauso dazu, dass Flächen auch mal mit Grassamen nachgesät werden müssen, wo es Auswinterungen gegeben hat oder wo das Schwarzwild Schaden hinterlassen hat, um dann im frühen Sommer eine gute Mähqualität zu gewährleisten.“ erklärt Frank Kohlenberg vom Landvolk. Am Ende entscheidet das geschulte Auge des Landwirten darüber, welche Maßnahmen es bedarf und wie intensiv sie ausgeführt werden müssen, damit eine dichte Grasnarbe erhöhten Eintrag von Schmutz in die Silage vermeidet, unerwünschte Keime schmälert oder Ertrag und Qualität zur Futtermittelerzeugung sicherstellt. Foto:brinkmann