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Sorgen um die Zuckerrübe

Forderung für faire Wettbewerbsbedingungen.
Die Zuckerrübe findet in Schaumburg optimale Bedingungen vor. Die hiesigen Lehmböden speichern Wasser und Nährstoffe und sorgen dafür, dass die Pflanze gut wachsen kann. „Das ist auch der Grund, warum bei uns Zuckerrüben schon in dritter Generation angebaut werden“, sagt Henrik Brunkhorst, Landwirt aus Schöttlingen und Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen.


Doch nicht nur das umstrittene Mercosur-Abkommen der EU treibt Sorgenfalten auf die Stirn des 30-Jährigen. Auch die politischen Rahmenbedingungen machen es dem Rübenbauern nicht leicht. „Wie sich der Zuckerrübenanbau in Deutschland entwickeln wird, kann ich nicht sagen. Doch auf jeden Fall werden uns die Anbaubedingungen nicht unbedingt leichter gemacht.“ Henrik Brunkhorst meint damit vor allem die ungleichen Wettbewerbsbedingungen.
Beispielsweise sollen mit dem EU-Mercosur-Abkommen die Importe von Fleisch, Soja aber auch Zucker aus Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay steigen. Das geplante Freihandelsabkommen steht bereits seit fast zwei Jahrzehnten in der Diskussion. Doch um in Brasilien Rohrzucker zu produzieren, muss der Regenwald weichen. „Dort interessiert es einfach niemanden, zu welchen Bedingungen die Menschen arbeiten oder welche Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden“, sagt Brunkhorst aufgebracht. Doch wenn genau dieser Zucker ohne Zölle nach Europa exportiert werde, dränge er den heimischen Rübenzucker aus dem Markt.

„Für mich ist es einfach nicht nachvollziehbar, dass wir Lebensmittel aus dem abgebrannten Regenwald importieren, wenn wir eigentlich eine ökologischere Landwirtschaft haben wollen.“

Henrik Brinkhorst, Landwirt aus Schöttlingen

Hohe Auflagen: Damit gemeint ist zum Beispiel das Verbot, Zuckerrüben-Saatgut mit sogenannten Neonicotinoiden zu behandeln, welche die jungen Pflanzen in den ersten Wochen vor Blattläusen schützen, die Viren übertragen können. Vor drei Jahren wurde der Einsatz am Rübensaatgut in Europa verboten.
Die Folge: Seitdem treten die Viren teils sogar massiv wieder auf. Darum haben viele EU-Mitglieder direkt nach dem Verbot Notfallzulassungen erteilt. Auch in Teilen Deutschlandes wurde für die diesjährige Aussaat der Einsatz wieder erlaubt, allerdings nur sehr kleinräumig und unter sehr hohen Auflagen. In Braunschweig und Uelzen dürfen Neonicotinoide eingesetzt werden, in Hannover und Schaumburg jedoch nicht. „Das sind einfach unfaire Wettbewerbsbedingungen, zu denen wir hier produzieren müssen, wenn am Ende das gleiche Produkt zum gleichen Preis in den Regalen der Supermärkte steht“, sagt der Junglandwirt. Grundsätzlich sei Henrik Brunkhorst auf jeden Fall für den Freihandel. „Aber ich bin auch für faire Wettbewerbsbedingungen“, betont er.

Rote Gebiete
Zusätzliche Sorgen bereitet ihm auch die Ausweisung Roter Gebiete in der Landesdüngeverordnung. Rote Gebiete sind landwirtschaftliche Flächen in einem Grundwasserkörper, in dem eine erhöhte Nitratkonzentration gemessen wurde. In Niedersachsen umfassen diese Flächen derzeit etwa 24,5 Prozent. „Eindeutig zu viel“, sagt Brunkhorst, vor allem im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Die Problematik dabei: Auf diesen Flächen dürfe unter anderem nur 80 Prozent des eigentlichen Düngebedarfs eingesetzt werden. Der Ertrag würde also jedes Jahr niedriger ausfallen – eine ständige Abwärtsspirale. Text/Foto: jb/privat