Wir haben deshalb bei verschiedenen Landwirten nachgefragt:
Wie ist die derzeitige Lage der Landwirtschaft? Was verschlechtert sich und was müsste verbessert werden?
Henrik Brunkhorst
Henrik Brunkhorst bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit Zuckerrüben, Getreide und Raps in Schöttlingen. Auf die Frage, wie er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft bewerte, antwortet er sofort: „Aus meiner Sicht haben wir noch nie so qualitativ hochwertige Lebensmittel produziert, wie wir es hier aktuell tun. Bei allen politischen Auflagen und gesellschaftlichen Anforderungen müssen wir uns deshalb überlegen, ob wir es mit unserem Gewissen vereinbaren können, auf hochwertigsten Böden in der gemäßigten Klimazone nicht das volle Ertragspotential auszuschöpfen, wenn an anderen Stellen der Erde Menschen hungern oder zur Lebensmittelproduktion der Regenwald niedergebrannt wird.“ Er selbst könne dies nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Dabei erwähnt er auch, in welche Richtung sich die Landwirtschaft entwickeln müsse: „Wir Landwirte denken in Generationen und nicht in Wahlperioden. Die Züchtung neuer Sorten oder die Abschreibung von Investitionen dauert oft über zehn Jahre. Darum müssen sich politische Rahmenbedingungen am Stand der Wissenschaft und nicht an aktuell populären Ideologien orientieren.“
Achim Pohl
Achim Pohl ist Kreisvorsitzender des Landvolks für Landkreis Schaumburg und Landwirt in Gelldorf, Obernkirchen. Er bewirtschaftet zusammen mit einem Nachbarn einen Ackerbaubetrieb mit Ferkelerzeugung und Biogasanlage. Aktuell sei er froh, dass sich die Preise im Bereich Schweine erholen würden. Das hatte im letzten Jahr aufgrund von Corona, als die Schlachthöfe schließen mussten, und im Herbst durch die ersten Fällen von der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland noch ganz anders ausgesehen. „Doch sowohl hier als auch bei den Getreidepreisen ist noch abzuwarten, wie sich diese in nächster Zeit und bei der nächsten Ernte entwickeln könnten“, sagt Pohl besorgt. Der Landwirt sieht durch die neue Nutztierhaltungsverordnung eine zusätzliche Baustelle auf sich zukommen.
Denn neben neuen zusätzlichen Kosten, bestehe das Problem darin überhaupt Baugenehmigungen dafür zu erhalten. Als Verbesserung sieht er jedoch die Einteilung in Rote Gebiete (Stichwort: Landesdüngeverordnung) an. „Was die Roten Gebiete angeht, sind wir auf einem guten Weg, wenn auch noch lange nicht am Ziel“, sagt er. Denn 24,5 Prozente seien eindeutig zu viel. „Aber immerhin geht es immer mehr zum Verursacherprinzip und es werden nicht nur die Landwirte für schuldig erklärt“, sagt Pohl.
Karl-Walter Brüggenwirth
Karl Walter Brüggenwirth führt den gleichnamigen Obsthof Brüggenwirth in Ohndorf. Neben Äpfeln, Birnen, Pflaumen und Zwetschen bietet er noch einiges mehr an Qualitätsobst an. Herausforderungen sieht er auf jeden Fall im Klimawandel. „Klimatechnisch gesehen müssen wir uns umstellen, da es zum Beispiel immer wärmere Winter und dadurch frühere Frühjahre gibt“, sagt er. Die letzten drei oder vier Jahre musste er sich zudem Gedanken über die Wasserversorgung auf seinen Feldern machen, da auch die Sommer insgesamt trockener werden. Gerade 2018 war dies der Fall gewesen. Eine weitere Herausforderung sieht Brüggenwirth auch im gesellschaftlichen Wandel. „Vielleicht fallen uns in Zukunft die Kosten für die Arbeitskräfte auf die Füße, weil die in Deutschland schneller steigen als anderswo. Das bedeutet zwangsläufig, dass wir mit Importen konkurrieren werden müssen, obwohl diese weder die sozialen noch die ökologischen Standards in Deutschland halten können“, erklärt er.
Eine Verbesserung sieht er aber definitiv in der Vermarktung. Regionalität würde immer mehr eine Rolle spielen und seine Kunden würden immer mehr darauf achten, dass die Lebensmittel auch aus der Region kommen. Auch das pflanzenbauliche Know-How sei in den letzten Jahren gestiegen. Text/Foto: jb