Anfang Februar hatten sich Schaumburger Landwirte und vereinsorganisierte Imker zu einem Stammtisch im Hofcafé Eggelmann getroffen: Auf der Agenda die Frage: Wie können wir zukünftig besser miteinander arbeiten, um eines der wichtigsten Insekten unseres Ökosystems – die Biene – zu schützen und zu fördern?
Ein großes Problem ist sowohl das Aufbringen von Pestiziden, als auch der Aussaattermin für die Blühstreifen: Hier wurde angeregt, Landwirte und Imker aus ihren Orten zusammenzubringen. So könne beispielsweise der Landwirt den Imker informieren, wann er das nächste Mal zum Spritzen auf seine Felder fährt. „Landwirte sind da recht spontan, weil sie sich nach den Witterungsverhältnissen richten müssen“, erklärt Thomas Wille, Pressesprecher des Landvolks Weserbergland, der die Stammtisch-Premiere in Schaumburg betreut hat.
Weniger spontan ist hingegen der Aussaattermin für sogenannte Blühstreifen an den Ackerrändern: vormals auf den 15. April datiert, hat sich das Landwirtschaftsministerium mittlerweile gerührt und den Termin auf den 30. April verschoben. Dieser ist für die Landwirte immer noch zu früh – sie hoffen auf den 15. Mai. Im Übrigen auch, da nicht blühende Blühstreifen, die als Agrarumweltmaßnahme angelegt wurden, zu massiven Sanktionierungen für Landwirte führen können.
„Diese mit den Blühstreifen einhergehende Bürokratie ist ein entscheidender Grund dafür, warum viele Landwirte die Finger von Blühstreifen lassen“, bekräftigt Wille. 2017 gingen viele Saaten nicht auf, da die Witterung im April zu kalt und nass war.
Hinweis: Stichtag für eine erneute Überprüfung des Termins war am 16. April – aufgrund von Redaktionsschluss ist die neue Information in diesem Artikel noch nicht enthalten.
Für die Bienen ist die Aussaat Mitte Mai besonders sinnvoll, da sie sonst im Sommer keine Trachtquellen (geeignete Blüten, die Nektar und Pollen bieten) mehr finden. Heiko Schulz vom Imkerverein Stadthagen erklärte, dass Bienen im Frühjahr auf Weiden, Obstbäume und Raps angewiesen sind. Im Frühsommer auf Linde und Himbeere. Ab Mitte Juli biete nur noch der Honigtau von sogenannten Lachniden (Baumläuse) ein Nahrungsangebot. Dies sei fatal, da von August bis September die sogenannten Winterbienen erbrütet werden. Diese sind die Arbeiterinnnen, die einen kompletten Winter bis zum folgenden März oder April überleben. Sie haben also eine deutlich längere Lebenserwartung als die Sommerbiene und pflegen die erste Brut des neuen Jahres. Ein Volk benötigt rund 50 Kilogramm Pollen im Jahr. Zu Beginn der Saison benötigen die Bienen vor allem Frühblüher – hier können auch Gartenbesitzer mithelfen. Eine geeignete Saatenmischung für Landwirte besteht aus: verschiedenen Kleesorten, Bienenweide (Phacelia), Ölrettich, Flachs und Senf.
Kommentar von Anna Giehl, Berufsimkerin, Waldimkerei Schaumburg in Reinsdorf:
„Landwirtschaft und Imkerei gehören zusammen und sollten sich gegenseitig befruchten. Traditionell war es früher so, dass Landwirte auf ihrem Hof immer auch einen Bienenstand hatten. In der Heide sieht man es heute noch oft. Bienen, die Obstbäume und die Gartenpflanzen befruchteten, und in die Feldmark flogen gehörten immer zum Bild der Landwirtschaft. Leider hat durch die zunehmende Spezialisierung im Bereich Landwirtschaft eine Vereinzelung stattgefunden. Jeder denkt an sein kleines Gewerk, sieht aber nicht mehr das Ganze. Viele Imker haben heute auch kein Wissen mehr über die einzelnen Naturzusammenhänge. Wir dürfen die gesamte Landschaft nicht aus dem Blick verlieren – es greift alles ineinander. Bei Obstbauern sind Bienen noch präsent, weil sie auf deren Bestäubung angewiesen sind. Im Alten Land arbeiten Imker und Obstbauern eng zusammen, sie erkennen die Wichtigkeit für ihre eigene Wirtschaftlichkeit. Ich denke, wir müssen miteinander ins Gespräch kommen.“
Bis jetzt ist noch kein konkretes Datum festgelegt worden, allerdings soll es laut Thomas Wille bald einen zweiten Imker-Landwirte-Stammtisch in Schaumburg geben. Während das erste Treffen dem gegenseitigen Kennenlernen diente, solle der zweite Termin als Workshop bereits eine praktische Hilfe bieten. In Hameln-Pyrmont hat die Idee aus Schaumburg bereits Schule gemacht – knapp 70 Landwirte und Imker haben sich dort ausgetauscht.