Schnee im Februar und März, vereinzelt sogar noch im April. Längere Winter und zunehmend wärmere Sommermonate mit Starkregen. Extreme Wetterereignisse sind eigentlich nichts Neues, denn es hat sie schon immer gegeben.
Doch in den letzten Jahren haben sich diese besonders gehäuft. Der Grund: der Klimawandel. Die Folgen dessen sind in Deutschland bereits spürbar. Auch an der Landwirtschaft gehen diese Folgen nicht spurlos vorbei, denn gerade Trockenheit und Hitze machen nicht nur den Landwirten sondern auch den Nutztieren zunehmend zu schaffen.
„Natürlich merken wir in der Landwirtschaft einen stetigen Klimawandel und auch, dass es in unserer Region durchschnittlich wärmer wird“, sagt Cord Lattwesen, Landwirt aus Hohnhorst. In den letzten Jahren habe der häufige Wetterwechsel letztendlich dazu geführt, dass das Wetter noch stärker als sonst sowieso schon beim Anbau von neuen Kulturen oder Sorten berücksichtigt werden müsse. „Das führt jedoch auch dazu, dass wir Produkte anbauen müssen, die in der Gesellschaft vielleicht nicht gerne gesehen sind, zum Beispiel Silomais“, bemerkt Lattwesen. Dieser stehe in der Gesellschaft am meisten in der Kritik, gleichzeitig gibt es bei ihm aber auch Ertragszuwächse. Das sehe beim Getreide anders aus, sagt Lattwesen: „Hier besteht das Problem die Erträge überhaupt zu halten“.
Generell würde der Landkreis Schaumburg derzeit aber noch mit einem blauen Auge davon kommen, sagt nicht nur Lattwesen sondern auch Hinrich Strüve. Der Rintelner Landwirt erklärt: „Bisher haben wir hier in Schaumburg Glück gehabt. Natürlich gab es Einbußen beim Ertrag, aber es gab meistens im aller letzten Moment noch ein paar Tropfen Regen, bevor die Ackerkulturen vertrocknet sind. In anderen Regionen – gar nicht weit weg – sah es 2018 und 2019 wirklich traurig aus.“ Dennoch mache er sich natürlich Gedanken.
Seit jeher sei es aber schon so gewesen, dass Landwirte generell nicht nur auf eine Sorte setzen, sondern verschiedene Sorten einer Kultur anbauen würden, um so das Risiko zu splitten und für möglichst jede kommende Wetterlage gewappnet zu sein.
Landwirte tun etwas gegen den Klimawandel
Sehr stolz zeigte sich Cord Lattwesen darüber, dass sein Betrieb laut einer erstellten Klimabilanz der Landwirtschaftskammer 20 Prozent weniger CO2 ausstoßen würde als der niedersächsische Durchschnittsbetrieb. „Das zeigt mir, dass man durchaus Gutes für das Klima machen kann“, sagt Lattwesen.
„Ich freue mich, wenn so etwas in Zukunft zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft führt und dass man für solche Leistungen eventuell auch Belohnungen erhält.“
Auch insgesamt hat die deutsche Landwirtschaft im vergangenen Jahr das Sektorziel zur Emissionsminderung nach dem Klimaschutzgesetz 2020 voll erfüllt. Denn die Emissionen sind im Vergleich zu 1999 um 2,2 Prozent auch etwa 66 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gesunken. Damit hat die Landwirtschaft ihre Verpflichtungen für 2020 eingehalten und auch für 2021 geht es bisher ähnlich weiter. Denn Landwirte tun eine ganze Menge gegen den Klimawandel. Das sagt auch Hinrich Strüve. Seit 2011 betreibt er beispielsweise mit einem anderen Landwirt zusammen eine Biogasanlage. „Dort wird unter anderem seine und unsere Gülle frisch vergoren, sodass kaum Methan bei der Güllelagerung entweicht. 1994 hat mein Vater eine Photovoltaikanlage auf dem Kuhstalldach installiert und letzten Sommer haben wir auf der Maschinenhalle erweitert“, sagt er zudem. Doch auch auf den zweiten Blick erscheint es Strüve logisch, dass die Landwirtschat die Klimaziele erreiche. Denn zu den wesentlichen Emissionen, die der Landwirtschaft angerechnet werden, würden die angesprochenen Methanemissionen bei offener Lagerung der Gülle, Lachgasemissionen des Ackers durch Denitrifikation von Stickstoffdünger und Humusabbau in ehemaligen Moorflächen zählen. „Durch den Flächenverbrauch in Deutschland von über 20.000 Hektar im Jahr (Quelle BMU) und die jährliche Verschärfung der Düngeverordnung wird jedes Jahr weniger gedüngt und die Lachgasemissionen sinken automatisch“, sagt Strüve. Bisher sei zudem noch keine Technik bekannt, wie diese Emissionen gesenkt werden könnten, außer durch Produktionsverzicht. Und fehlende Ertragsmengen würden „emissionsfrei“ aus anderen Ländern importiert, da die Emissionen dem Herkunftsland angerechnet werden würden, sagt Strüve. Text/Foto: jb/privat